Urban Exploring ist ein Trend der auch vor Hessen nicht Halt gemacht hat.

Egal ob verlassene Villa oder aufgegebene Militäreinrichtung:

Die Lost Places Hessens sind jeder für sich einzigartig.

Das Betreten eines Lost Places ist eine kleine Reise in die Vergangenheit, weswegen die verlassenen Orte so eine unwiderstehliche Faszination auf die Menschen ausüben.

Sie erzählen von dem Leben ihrer Bewohner und bilden den Zeitgeist der damaligen Zeit ab. Ganz nebenbei bieten sie auch noch eine spannende Fotokulisse.

Wir haben Dir einige der spannendsten Lost Places in Hessen aufgelistet und geben Dir einen kurzen Überblick über die Geschichte der verlassenen Orte.

Bei den verlassenen Gebäuden in Hessen musst Du Dir immer darüber im Klaren sein, dass sie nicht legal betreten werden dürfen.

Adressen werden den Regeln des Urban Exploring entsprechend auch keine genannt.

Regeln des Urban Exploring
Regeln Urbex Hessen

Auch für das Urban Exploring gibt es Regeln, die es zu beachten gilt, damit die Lost Places so lange wie möglich erhalten bleiben:

Nur Fußspuren hinterlassen: Nichts wird geklaut, beschmutzt, besprüht oder verändert – auch nicht, damit ein Fotomotiv besser wirkt! Rauchen ist ebenfalls ein Tabu, ein Funken Asche kann schnell zu einem Feuer werden.

Eigentum respektieren: Niemals einbrechen – wenn es keinen Zugang zu dem Lost Place gibt, wird dieser auch nicht gewaltsam erzwungen – oder Inventar zerstören.

Vorsicht ist besser als Nachsicht: Lost Places sind baufällige, teilweise einsturzgefährdete Ruinen, deswegen achte immer auf Dich und Deine Umgebung.

Keine Adressen: Damit die Lost Places nicht Opfer von Vandalismus werden, werden keine genauen Ortsangaben gemacht.

Recherchiere vor Deiner Erkundungstour, ob der Lost Place noch existiert, denn viele werden mit der Zeit renoviert oder abgerissen.

1. Bad Wildungen – Ehemalige Arztpraxis

Der wahrscheinlich bekannteste Lost Place in Hessen ist die ehemalige Arztpraxis in Bad Wildungen.

Beim Betreten des verlassenen Gebäudes kommt das Gefühl auf, dass die Besitzer nur kurz zum Einkaufen gehen wollten, aber nie wiedergekommen sind.

Viele persönliche Gegenstände wie Fotos, Briefe, Kontoauszüge und Kleidung wurden zurückgelassen.

Lost Places Hessen Urologenvilla

Im Untergeschoss war eine Urologen-Praxis untergebracht, die noch fast vollständig eingerichtet ist.

Der Behandlungsstuhl, Patientenliegen, in Formaldehyd eingelegte Nieren in verschiedenen Krankheitsphasen und verstaubte Medikamentenpackungen zeugen von der ehemaligen Nutzung der Räume.

Einige der Gläser mit den Nieren sind bereits kaputt, weswegen ein durchdringender, unangenehmer Geruch durch das gesamte Haus zieht.

Fast noch faszinierender als die Praxis sind die Wohnräume in der oberen Etage, die eine Reise in die Vergangenheit sind, da noch so viel von der Inneneinrichtung und dem Leben der Besitzer vorhanden ist.

An der Garderobe hängt ein leichter Sommermantel, in der Bibliothek warten die Bücher geduldig darauf gelesen zu werden und ein angefangenes Schachspiel lädt dazu ein, weiter zu spielen.

Lost Places Hessen Dr. Anna L.
Allerdings kann dies auch alles viel Schein sein, da mittlerweile vieles umgestellt wurde, um das „perfekte“ Foto schießen zu können.

Wie bei allen verlassenen Gebäuden in Hessen ist natürlich auch hier Vorsicht geboten, die Wände sind feucht und schimmeln, Boden und Decke sind mittlerweile instabil.

Wieso die ehemalige Arztvilla verfällt und sich auch keiner der Erben um die persönlichen Gegenstände gekümmert hat, lässt sich nur vermuten.

Es wird davon ausgegangen, dass die Frau ins Altersheim gekommen ist, als ihr Mann verstorben ist.

Die Villa ist auch heute noch in Familienbesitz, da die Erben sich aber nicht einig werden, was damit geschehen soll, verrottet sie weiter.

2. Wiesbaden – Alte Ziegelei

Die Alte Ziegelei im Norden von Wiesbaden gehört ebenfalls zu den Lost Places in Hessen.

Bei der aus mehreren Gebäuden bestehenden Industrieruine handelt es sich um eine von ehemals 26 Ziegeleien in Wiesbaden, die den Bauboom zwischen 1870 und 1910 erst möglich gemacht haben.

 

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Ein Beitrag geteilt von Luca Borsotti (@luca.borsotti) am Jun 23, 2015 um 10:39 PDT

Das mehr als drei Hektar große Gelände zeichnet sich durch einen der letzten erhaltenen Hoffmannschen Ringöfen aus, die für die industrielle Revolution in Wiesbaden stehen.

Die Ringofenanlage und der Schornstein sind das Kernstück der Baugruppe und eine Besonderheit in Bezug auf ihre Vollständigkeit, sowohl in Wiesbaden als auch in Hessen allgemein.

Ofen und Schornstein wurden vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege als industriegeschichtliches und stadtbaugeschichtliches Kulturdenkmal eingestuft.

Trotz dieser Einstufung und dass die Stadt Wiesbaden Eigentümerin ist, wurde das Gelände komplett vernachlässigt, viele Gebäude sind einsturzgefährdet und mit Graffitis besprüht.

Ziegelei Hessen

Im Inneren der Gebäude ist nicht mehr allzu viel zu sehen, aber da sich auch die Natur nach und nach das Gelände zurück erobert, strahlt das gesamte Areal einen morbiden Charme aus, durch die Mischung aus den überwucherten, halb verfallenen Ziegelgebäuden und dem vollständig erhaltenen Schornstein.

Wie es mit dem Lost Place in Wiesbaden weitergehen soll, ist unklar.

Die Stadt Wiesbaden wurde schon oft kritisiert, da sie den Verfall des bauhistorisch wertvollen Geländes zugelassen hat.

3. Taunus – Opel-Jagdvilla (2022 abgerissen)

1909 erwarb Fritz Opel im Taunus ein abgelegenes Gelände, auf welchem er 1912 eine Jagdvilla bauen ließ.

Die neoklassizistische Villa war für die damalige Zeit und die bäuerliche Gegend ein Hightech-Gebäude mit Stromerzeuger und Tankanlage.

 

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Ein Beitrag geteilt von Lumina Noctem 🌙 (@luminanoctem) am Jun 16, 2019 um 2:58 PDT

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Villa vom US-Militär beschlagnahmt und  als Außenstelle des damaligen Geheimdienstes genutzt, wozu auch ehemalige deutsche Offiziere der Aufklärungseinheit „Fremde Heere Ost“ gehörten.

1950 verließen die Amerikaner das Gelände und der Verfall des Areals begann.

Fritz Opel ließ das Gelände Anfang des 20. Jahrhunderts mit teilweise exotischen Nadelbäumen bepflanzen, die mittlerweile eine stattliche Höhe erreicht haben und nun in einem Naturschutzgebiet liegen.

Im Jahr 2022 entschied sich die Kommune zum Abriss – nach jahrelanger Unieinigkeit darüber, was mit dem Areal passieren soll.

4. Kolbenberg – US Army Funkanlage

 

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Ein Beitrag geteilt von Thomas Williges (@thomas.williges.photography) am Jun 22, 2019 um 12:35 PDT

Auf dem Kolbenberg im Taunus gibt es einen weiteren Lost Place Hessens:

Die ehemalige Fernmeldeanlage der US Army, die im Laufe der Jahre  immer wieder umgebaut und erweitert wurde.

1962 wurde der 100 Meter hohe Gittermast aufgestellt, zu Bestzeiten waren zwischen 20 und 25 Antennen darauf montiert.

Zwischen 20 bis 150 Mitarbeiter der amerikanischen Armee wohnten zwischen 1960 und 1970 direkt vor Ort.

Am Anfang war die Anlage von einem Holzzaun umgeben, der Mitte der 80er Jahre von einer fünf Meter hohen Betonmauer ersetzt wurde.

Noch bis 2007 wurde das Gelände von der US Air Force genutzt, seitdem wird der Gittermast von zivilen Funkdiensten verwendet.

5. Waldeck-Frankenberg – Sanatorium „Sonnenhof“

Im Landkreis Waldeck-Frankenberg in Nordhessen liegt ein weiterer Lost Place Hessen:

Das ehemalige Sanatorium „Sonnenhof“.

Sanatorium Hessen

Der älteste Klinikflügel wurde 1959/60 als Hotel gebaut, einige Jahre später wurde das Gebäude von einem Arzt gekauft, der darin rund 20 Jahre eine Klinik zur Krebsnachvorsorge betrieb.

In dieser Zeit erweiterte und sanierte er das Gebäude regelmäßig.

Am Ende war das 32.000 Quadratmeter große Gelände zu etwa ein Drittel bebaut, unter anderem auch mit der Villa des Chefarztes.

Ende der 80er Jahre wurde die Klinik geschlossen, das Gebäude dann für kurze Zeit als Wohnheim für DDR-Übersiedler und Aussiedler aus der Sowjetunion mit bis zu 400 Plätzen genutzt, doch auch das wurde Ende November 1999 wieder geschlossen.

Seitdem ist der Baukomplex ungenutzt und der verlassene Ort in Hessen wird immer wieder Opfer von Vandalismus.

Kaufinteressenten gab es im Laufe der Zeit immer wieder, aber es ist nie eine Einigung mit der Stadt gefunden worden.

Mittlerweile wird das Gelände und die darauf stehenden Gebäude häppchenweise verkauft.

6. Eschborn – Militärflugplatz Eschborn

Der Militärflugplatz in Eschborn zählt ebenfalls zu den Lost Places in Hessen.

1937 begann die Planung für den Flughafen, diese wurde immer wieder verändert und ausgeweitet, in dem geplanten Ausmaß aber nie komplett umgesetzt.

Gebaut wurden am Ende fünf große Hangars und das Gebäude der Flugleitung.

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Der Militärflugplatz Eschborn war ein Fliegerhorst der Luftwaffe der Wehrmacht und wurde ab März 1945 von US-Streitkräften besetzt.

Bis 1947 herrschte auch weiterhin Flugbetrieb, nach dem Bau des Flughafen Frankfurts war der kleinere Flugplatz allerdings überflüssig.

Deswegen wurde er nach 1947 zur Funk-Empfangsstelle umgebaut.

Das Land Hessen erwarb 1981 die frei zugänglichen 76 Hektar des Geländes, um sie als Ersatzaufforstung für die Erweiterung des Flughafens Frankfurt zu bepflanzen.

Im so entstandenen Arboretum Main-Taunus wachsen rund 600 verschiedene Baum- und Straucharten.

7. Kassel – Kulturfabrik Salzmann

Die Kulturfabrik Salzmann ist ein weiterer spannender Lost Places in Hessen und liegt in Kassel.

1876 wurde die Firma Salzmann gegründet, die sich innerhalb weniger Jahre zu einem weltweit agierenden Unternehmen entwickelt hat.

 

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Ein Beitrag geteilt von © Steffen Clausen (@estefen_pix) am Nov 16, 2014 um 6:45 PST

Die Hauptgebäude in Kassel sind zweiflügelig angeordnet und verkörpern großvolumige, mehrgeschossige Produktions- und Verwaltungsbauten auf dem modernsten Stand der damaligen Zeit.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Firma verheerende Schäden und musste nach Ende des Krieges beinahe wieder bei null beginnen.

Die Firme erlangte nie wieder die Größe wie vor dem Krieg und 1971 wird der Betrieb schließlich eingestellt.

Das architekturgeschichtlich bedeutsame Ensemble steht unter Denkmalschutz, es war richtungweisend für weitere Industriebauten in der damaligen Zeit.

Lange Zeit konnte sich auf keine Nutzung geeinigt werden, mittlerweile gibt es einen Bebauungsplan, der ein Hotel, ein Parkhaus, Büroräume, kleine Ateliers und Wohnungen vorsieht.

13 Kommentare zu “Lost Places Hessen: Top 7 verlassene Orte

  1. Hallo. Das Foto vom Hangar in Eschborn (Platz 6) interessiert mich. Ist das sicher vom Eschborner Flugplatz? Welcher von den 5 Hangars ist es denn? Aus welcher Zeit ist es? Es steht ja nur noch einer und der sieht schon seit Jahrzehnten anders aus. Wäre cool wenn ihr euch bei mir meldet. Danke schonmal.

    1. Hallo Chris,
      vielen Dank für deine Nachricht. Tatsächlich hast du vollkommen Recht. Das verwendete Bild war aus Mangel an Alternativen ein Symbolfoto. Wir haben das Bild durch eine Erkundungsvideo getauscht und gleich noch die anderen Bilder überprüft.

  2. Hallo,
    kann man irgendwie noch auf das Gelände vom Militärflughafen? War heute da, aber da is alles von Bauzäunen umgeben. Danke schon mal vorab.

    1. Vorne ist eine Einfahrt, die ist meist verschlossen. Aber auf der genau gegenüber gelegenen Seite des Geländes ist eine kleinere Hintertür die seit Jahren immer offen war. Ein wenig im Wäldchen/Gestrüpp gelegen.

  3. Ich würde sehr gerne mal wissen,ob und wie man bei Euch mal zu einer Hotelbesichtigung als Zuschauer dabei sein kann? Ich bin kein Urbexer und ich
    halte nichts von gewalt. Ich fände es toll mal von Euch zu hören wie man das machen könnte?
    Ich würde mich freuen mal von Euch zu hören

  4. Einen Schönen guten Tag,
    ich wollte mal nach fragen ob dieses geläde noch gibt und wo genau es wäre. Ich interessiere mich sehr für die Vergangenheit wie sie dort gelebt haben und wie es früher war.

    ps. wenn dieses Gelände noch steht würde ich gerne mal dahin bloß weiß ich nicht wenn ich da ansprechen muss!

    1. Die Salzmann Fabrik ist auch sehr schwer zu besichtigen. Hier sind einige Unfälle, einer auch tödlich, passiert und deshalb ist alles komplett verriegelt und teilweise gut bewacht. Ein Erlebnis sind die Heiligen Hallen aber auf jeden Fall

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